Nissenhütte aus dem niederrheinisch-niederländischen Grenzraum
Zwei Nissenhütten stehen am Anfang der neuen Baugruppe als erste Gebäude Gerade in den ersten Jahren nach 1945 prägten Nissenhütten das Ortsbild vieler Städte und gelten bis heute als das Symbol für die Nachkriegszeit.
Für die zahlreichen ausgebombten Familien und vertriebenen Flüchtlinge mussten improvisierte Notunterkünfte geschaffen werden. In der Nissenhütte des LVR-Freilichtmuseums Kommern sollen die improvisierten Lebensverhältnisse dieser Notzeit verdeutlicht werden.
In der ersten Ausstellungseinheit werden Lebensgeschichten rund um Flucht und Vertreibung thematisiert. Neben allgemeinen Informationen wird hier die Geschichte einer Familie im Mittelpunkt stehen, die von Königsberg, über Friedland nach Euskirchen ziehen musste. Ergänzend werden Objekte gezeigt, die aus der Not heraus umgearbeitet und umfunktioniert wurden: Hierzu gehören z.B. eine Ölmühle, die aus einem Flakgeschoss hergestellt wurde oder ein Untersetzer für heiße Töpfe, der aus einer alten MG-Kette gefertigt worden ist. Mehlsäcke (USA), Notrezepte und Lebensmittelmarken sind weitere Objekte, die die Lebenssituation der damaligen Notjahre zeigen. Besonderen Erfindungsgeist beweisen auch die verschiedenste Gegenstände, die aus alten Messingkartuschen von Granaten gefertigt wurden: Aschenbecher, Kerzenständer, Vasen, Schalen, Weihwasserbecken u.a.m.
In der zweiten Ausstellungseinheit wird die historische Wohnsituation in einer Nissenhütte rekonstruiert. Im Mittelpunkt steht die Geschichte einer Familie im Ruhrgebiet und wird ergänzt durch Zeitzeugenberichte aus Köln-Thielenbruch, Euskirchen und Mechernich.
Neben der Nissenhütte in Köln-Thielenbruch stand auch ein sogenannter "Ein-Mann-Splitterschutzbunker" als Überrest des Krieges. Diese Situation wird im LVR-Freilichtmuseum Kommern mit dem Splitterschutzbunker aus Jülich, der bereits neben dem Standort der Nissenhütte steht, nachempfunden.